Ich erinnere mich noch sehr genau an alle meine Anreisen an den Campus, entweder aus der Winterbreak oder der Sommerbreak. Alle hätten eigentlich immer gleich sein sollen (von Hamburg nach Bergen und zurück) jedoch stellte sich heraus, dass fast alle verschieden waren durch die Pandemie.
Genau diese Aufregung trifft für mich auch auf jeden Tag am College zu, der immer etwas Neues zu bieten hatte.
Nachdem die Schule im März 2020 wegen der Pandemie geschlossen hatte, habe ich es erst realisiert, als ich die ganze Zeit alleine in meinem Zimmer saß und versucht habe Hausaufgaben zu machen. Jedoch hat sich auch in dieser Zeit gezeigt, wie sehr ich mich auf meine Freunde am UWC verlassen kann. Beispielsweise hat die Isolation mich näher zusammengebracht mit meiner Freundin Diva aus Timor-Leste, mit der ich in meinem zweiten Jahr auch die Winterferien coronabedingt in Trondheim verbringen konnte. Durch diese engen Freundschaften, die auch den Online Unterricht überdauerten, war die Isolation am Ende nicht mehr so schlimm für mich.
Die Pandemie hat nicht nur durch Isolation Freundschaften gestärkt, sondern mir auch überraschend die Möglichkeit gegeben, Orte und Leute in Norwegen kennenzulernen die ich sonst nicht gesehen/getroffen hätte. Beispielsweise konnte ich vor Beginn meines Second Years eine Woche mit meinen Freund*innen Kamilla und Kaia von UWC Norwegen in Oslo bleiben und die Stadt und UWC Norwegen kennenlernen.
Zudem habe ich die Chance bekommen sechs Wochen im Winter in Trondheim bei einer Gastfamilie zu verbringen, da ich durch Corona nur schwer nach Hause kommen konnte. Durch diese Erfahrungen, habe ich viel über die norwegische Kultur und das Land kennen und lieben gelernt (beispielsweise bei -12°C Eisbaden gehen oder um 21:00 Ski fahren gehen).
Ich bin sehr dankbar darüber, dass das Leben in Norwegen und besonders auf dem Campus nur wenig von Covid-19 beeinflusst war im zweiten Jahr. So konnten wir praktisch alles auf dem Campus machen und hatten nur manchmal Einschränkungen, wenn wir in die „Zivilisation“ gehen wollten.
Durch diese Isolation des Campus, ist innerhalb der Schule eine sehr starke Gemeinschaft entstanden.
Zudem konnten wir alle geplanten Events, wie die Graduation, Prom, kulturelle Shows und natürlich auch die IB Exams, wie geplant abhalten, was mir als Schülerin große Sicherheit gegeben hat.
Einer der (ironischerweise) schönsten Momente meiner UWC Zeit, war die letzte Nacht bevor wir Second Years die Schule verlassen haben. Unser Bus ist um 0:30 vom Parkplatz gefahren und davor haben alle (trotz Trauer und der Unsicherheit, ob man auch wirklich alle Reisebeschränkungen gefunden hat und sich darauf vorbereitet hat) noch viel Zeit miteinander verbracht. So bin ich noch mit einer Freundin in der Abenddämmerung um 22:00 Uhr spazieren gegangen oder habe Karten gespielt mit Freunden.
Ein weiteres Highlight war der Norwegische Nationalfeiertag am 17. Mai, den wir zwar isoliert an der Schule verbringen mussten, jedoch war es trotzdem eine sehr neue und schöne Erfahrung für mich, da das Wetter sehr gut war und wir viele Spiele, wie beispielsweise Sackhüfen, spielen konnte. Das Ganze hat dann abends in einer Wasserschlacht im Fjord geendet. Allgemein habe ich gelernt, dass Wasser niemals zu kalt sein kann zum Baden. Egal ob es gefroren ist oder ob es eine Außentemperatur von 25 Grad ist, aber das Wasser durch das Schmelzwasser trotzdem nur gefühlte 3°C hat. Man kann immer kurz reinspringen 😉.
Eines meiner liebsten Fächer war definitiv mein Geschichtskurs. Auch wenn wir eine sehr kleine Klasse waren und uns ein Schüler durch Covid-19 verlassen musste und wir neue Schüler von anderen Colleges dazu bekommen habe, waren wir immer eine große Gemeinschaft. Wir haben immer mit unserer Lehrerin herumgespaßt und uns zum Monopoly spielen getroffen (auch wenn das Monopoly auf Italienisch war und keiner von uns Italienisch sprechen konnte). Am Ende hat unsere Lehrerin sogar eine Dinner Party für uns veranstaltet. Wir haben uns aber auch immer beim Lernen unterstützt und uns beispielsweise gemeinsam auf die Mock-Exams vorbereitet.
Ein trauriger Moment war, als ich aus meinem Zimmer ausziehen musste, weil unser Haus renoviert wurde. Dadurch bin ich aus meinem geliebten Zimmer mit meinen Mitbewohnern aus Litauen, den USA/Singapur, Schweden und Timor-Leste in ein sehr kleines Zweier Zimmer mit einer Freundin aus Estland gezogen. Wir hatten immer sehr viel Spaß in unseren Fünfer Zimmer und es wurde nie langweilig dadurch, dass wir alle sehr verschiedene Persönlichkeiten haben, jedoch hatte ich auch sehr viel Spaß mit meiner Freundin im Zweier Zimmer und wir haben beispielsweise Filmabende und frischgebackenes Brot etabliert.
Allgemein hatte ich immer das Gefühl, dass ich sehr gut aufgehoben war in Norwegen, auch wenn ich der isolierten Lage der Schule am Anfang sehr skeptisch gegenüber stand. Ich habe schnell Lehrer gefunden, mit denen ich immer reden konnte und viel Spaß hatte (besonders meine Geschichtslehrerin und Haus Mentorin Mariangela) und bei größeren Problemen konnte ich mich immer ans Stiftungsbüro wenden, welches immer für uns da war und wissen wollte, wie es uns geht und uns bei Problemen zur Seite gestanden hat. Durch diesen Rückhalt habe ich mich oft in meinem Tun bestärkt gefühlt. Allgemein möchte ich mich bei meinem Jahrgang bedanken, der zu einer unglaublichen Gemeinschaft geworden ist in diesen zwei Jahren. Jeder war immer für jeden da und wir haben einander alle dabei gehalten auch die schwierigen emotionalen oder akademischen Momente zu überstehen.