Erfahrungsbericht: Jonas und Katie über ihre ersten Wochen am UWC Dilijan

Im September haben sich Jonas und Katie auf den Weg nach Armenien zu ihrer neuen Schule, dem UWC Dilijan, gemacht. Hier berichtet Jonas, wie die Ankunft war und was sie schon alles in den ersten Wochen vor Ort erlebt haben.

Die Reise nach Armenien

Schon unsere gemeinsame Reise hat vielversprechend begonnen: Katie und ich sind beide mit dem gleichen Flug von Köln nach Eriwan geflogen und haben uns so bereits besser kennenlernen können. Gegen 23:00 Uhr sind wir am Flughafen gelandet. Nach der Passkontrolle und dem Abholen unseres Gepäcks sind wir draußen herzlich mit einer UWC Dilijan Flagge begrüßt worden. Nach kurzem Warten auf eine weitere Schülerin sind wir direkt los nach Dilijan gefahren.

Für mich war schon die Fahrt ein Erlebnis. Im Vergleich zu Deutschland und anderen europäischen Ländern, die ich bisher besucht habe, ist mir die auffällig bunte Leuchtreklame in Eriwan sofort ins Auge gefallen. Auch Katie war von Anfang an fasziniert und hat die Busfahrt sehr genossen, die Vorfreude und Aufregung stieg mit jeder Kurve die wir gefahren sind.

Nach einer zweistündigen Fahrt über die etwas holprigen Straßen Armeniens und einem kurzen Tankstopp haben wir endlich den Campus erreicht. Das erste Mal den Campus zu sehen, war ein überwältigendes Gefühl. Klar, wir kannten ihn von Fotos, aber ihn live zu erleben, war etwas ganz Besonderes. Unsere Reise hat am hinteren Teil des Campus, bei den „Residential Buildings“, geendet. Dort sind wir von unseren Second Years lautstark und jubelnd empfangen worden – ein unglaublich herzlicher Empfang.

Nachdem wir ausgestiegen sind, haben uns alle unsere Second Years persönlich begrüßt und umarmt. Erst da haben wir erfahren, in welchem Toon (Haus) wir wohnen würden und mit wem wir zusammenleben würden. Katie und ich sind beide auf der rechten Seite des Residential Buildings (Riverside). Unsere Second Years, Emma und Tülin, wohnen auf der anderen Seite (Mountainside). Katie teilt sich ein Zimmer mit einer Second Year aus Afghanistan, meine Zimmernachbarn kommen aus Polen, Russland und Großbritannien.

Der Campus des UWC Dilijan liegt in einem malerischen Tal, umgeben von Wäldern und der Stadt. Die Architektur hat eine spannende Mischung aus modernem und traditionellem Design geboten, was dem Ort eine besondere Atmosphäre verleiht.

Die erste Zeit am UWC Dilijan

Die ersten Tage waren intensiv, aber positiv. So viele neue Gesichter, Kulturen und Geschichten – das alles war für uns sehr aufregend.

Nach und nach sind auch unsere Co-Years angekommen, und am Sonntag hat die Einführungswoche begonnen. Neben formellen Präsentationen in kleinen Gruppen haben wir z.B. eine Campustour und einen Ausflug nach Dilijan unternommen. Unsere Second Years haben uns dabei viel erklärt und den Campus gezeigt. Wir sind wirklich dankbar, jemanden an unserer Seite gehabt zu haben, der uns unterstützt und alle unsere Fragen beantwortet hat.

In dieser Woche haben wir auch einen Toontrip zum Sevansee gemacht. Der See ist beeindruckend schön, und wir konnten schwimmen und die Sonne genießen, dieser Tag war auch Katies persönliches Highlight der Orientation Week.

Armenien ist ein Land voller Traditionen, und es ist wirklich toll, all das hier hautnah zu erleben.

Nach dem Wochenende hat dann auch schon der Unterricht begonnen. Das Lernen hier unterscheidet sich deutlich von dem in Deutschland: Kleine Klassen und Lehrer:innen, die ihre Leidenschaft fürs Unterrichten spürbar gemacht haben. Der Campus bietet viele Möglichkeiten, wie Computer, eine Bibliothek, ein Sportzentrum mit Schwimmhalle, Fitnessstudio und Sporthalle, ein Fußballfeld, Tennis- und Basketballplätze, eine Blackbox sowie modern ausgestattete Klassenräume und ein großes Visual Arts Zentrum – und wir haben fast alles schon ausprobiert!

Land & Leute

Kurz darauf durften wir den Campus das erste Mal ohne Begleitung verlassen. Dilijan ist ein schöner Ort, aber ganz anders als deutsche Städte. Die Architektur hat sich sehr von der Zuhause unterschieden, die Lebensmittelpreise sind für uns sehr günstig, und viele Kinder haben auf den Straßen gespielt.

Ich habe auch an einem Outdoor-Trip zu einer Höhle teilgenommen – das war eine wunderschöne Erfahrung. Solche Ausflüge werden jedes Wochenende angeboten.

Ein besonderes Erlebnis war meine Teilnahme am „Swimming for the Community“-Service-CAS. Wir sollten Kindern aus Dilijan das Schwimmen beibringen. Die erste Stunde war sehr aufregend. Zu sehen, wie die Kinder das erste Mal eigenständig geschwommen sind und sich immer weiterentwickelt haben, war einfach einzigartig. Auch ohne Armenischkenntnisse konnten wir die Kinder im Wasser unterstützen, und der Lifeguard hat uns mit der Übersetzung geholfen.

Auch Katie hat schon “herzerwärmende” Erfahrungen bei ihrem Service-CAS gemacht: „Science with kids“, also Naturwissenschaftsunterricht für die 6-7-jährigen Schüler*innen der Dilijan International School. Dabei hat eine Schülerin (die Tochter unseres Wellbeing Counsellors) sie schon besonders ins Herz geschlossen und die beiden verbringen beim Abendessen immer gerne Zeit zusammen.

Außerdem hat Katie schon zwei Schultouren geführt: eine auf Russisch und eine auf Englisch. Diese Schultouren sind auch für uns als Schüler*innen sehr aufregend, schließlich dürfen wir dabei unsere Schule repräsentieren und den Gästen alle ihre Fragen möglichst gut beantworten.

An einem Samstag war besonders viel los: Internationaler Friedenstag, armenischer Unabhängigkeitstag, ein Jahr seit der Abspaltung von Artsakh und natürlich der UWC Day.

Der Tag hat mit einer Flag Parade begonnen. Zusammen mit anderen war ich im Organisationsteam, und es war eine ziemliche Herausforderung! Die Idee war, dass jedes Land zu einem selbstgewählten Song über das Fußballfeld läuft, tanzt oder rennt – alles wurde gefilmt und fotografiert. Es war chaotisch, aber gleichzeitig wirklich toll. Einige Länder mussten kurzfristig hinzugefügt werden, andere wollten noch ihre Songs ändern. Wir vom deutschen Nationalkomittee haben in traditioneller Kleidung zu einem aktuellen Song von Shirin David über das Feld „geraved“. Das war großartig, und wir freuen uns schon darauf, es irgendwann zu wiederholen. Viele Fotos und Videos findet ihr auf dem UWC Dilijan Account. Zum Abschluss haben alle Schüler:innen ein Peace Sign gebildet, und es wurden viele Erinnerungsfotos gemacht.

Am Abend hat der Armenien-Georgien Regional Evening stattgefunden. Es gab neben kurzen Theaterstücken auch viele Tänze. Gleichzeitig haben wir den Opfern des Krieges zwischen Aserbaidschan und Armenien gedacht – eine sehr emotionale Erfahrung, besonders für diejenigen aus den betroffenen Gebieten.

Wir fühlen uns sehr wohl und freuen uns auf unsere kommende Zeit hier.

Katie und Jonas (UWC Dilijan 2024-26)