Daniel Mittler (Pearson College 1990-1992) ist der Politische Direktor von Greenpeace International. Er leitet ein globales Experten-Team für Politik und Wirtschaft, das für die interne Strategieberatung verantwortlich ist und Greenpeace extern repräsentiert. Er verantwortet alle Greenpeace-Interaktionen mit globalen Institutionen wie der UNO und organisiert Trainings für die über 40 Greenpeace-Büros weltweit.
Von 2008 bis 2010 leitete er das Deutschlandprogramm der European Climate Foundation und war am Stopp von Kohlekraftwerken in Deutschland beteiligt. Zuvor war Daniel Mittler schon einmal bei Greenpeace International beschäftigt und koordinierte dort die Arbeit zu Unternehmensverantwortung, Welthandel, G8/G20 und internationalen Finanzinstitutionen. Er war und ist aktiv bei den internationalen Klimaverhandlungen dabei. Von 2000-2004 war Daniel Mittler Leiter der Abteilung für internationale Umweltpolitik beim BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Von 2000-2002 war er zusätzlich ‘Earth Summit Coordinator’ für das internationale Netzwerk des BUND: Friends of the Earth International.
Daniel Mittler ist ehrenamtlich in der Mitgliederversammlung von Campact und der Böll Stiftung sowie Mitglied im Stiftungsrat der Bewegungsstiftung. Für UWC wählt er seit über 15 Jahren StipendiatInnen mit aus. Von 2008-2011 war er zudem im Vorstand der Deutsche Stiftung UWC.
Daniel hat einen Magister in Politikwissenschaft von der Universität Edinburgh und hat außerdem an der Queen’s University in Kanada und am University College in London Politik, Afrikanistik und Stadtplanung studiert.
„UWC hat mich auf vielfältigste Weise beeinflusst – ich habe z.B. meine Frau über das deutsche UWC-Alumni Network kennengelernt. Wir sind dort beide aktiv, um UWC in Deutschland bekannter zu machen. Ich bin auch immernoch und immer wieder gerne Auswähler. Es ist ein echtes Privileg, die engagierten jungen Männer und Frauen kennenzulernen, die jedes Jahr auf das Auswahlwochenende kommen. Und es ist jedes Mal sehr schwer zu entscheiden, wer nicht dabei sein soll. Viel mehr Menschen hätten es verdient, eine UWC-Ausbildung zu genießen!”
„Auch die Tatsache, dass ich global arbeite, hat viel mit meiner UWC-Erfahrung zu tun. UWC hat mir schon früh die interkulturellen Fähigkeiten vermittelt, die für eine effektive internationale Arbeit unerlässlich sind. Kein Wunder, dass mir gerade bei internationalen Verhandlungen immer wieder andere UWCler über den Weg laufen! Interkultureller Dialog ist nicht einfach – und kulturell offen und tolerant zu bleiben, wenn man unter Zeit und Erwartungsdruck steht, ist umso schwerer. Deutsche haben international, was ihre interkulturellen Fähigkeiten angeht, keinen guten Ruf. Wir sind oft zu direkt – und was in Deutschland normaler Umgangston ist, kann anderswo leicht als arrogant oder verletzend wahrgenommen werden. Es freut mich deswegen immer besonders, wenn KollegInnen aus Asien, Afrika und Lateinamerika sagen, dass man mit mir gut zusammenarbeiten kann oder, dass ich offener und umgänglicher bin als andere Deutsche, mit denen sie zusammengearbeitet haben. (Ob’s wahr ist, kann ich natürlich nicht beurteilen!)”
„Wenn man die Chance hatte, mit Menschen aus anderen Kulturen sehr früh zusammen zu leben, dann lernt man, sich auf andere Menschen einzustellen und über das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Ein kleines Collegezimmer mit drei anderen Jugendlichen zu teilen, lehrt einem sehr schnell, dass es viele verschiedene Wege gibt, sein Leben zu leben. Und das ist auch gut so. Diese Erfahrung hat bis heute eine entscheidende Wirkung auf die Art und Weise, wie ich arbeite und lebe. Sie macht mich toleranter – und vielleicht auch gelassener.”
„Als ich am College war, tobte der 1991er Golfkrieg. Ich organisierte damals eine Fastenwoche und editierte ein Gedichtbuch gegen den Krieg, das “War No More” hieß und in dem auch Schülerinnen und Schüler aus anderen UWCs zu Wort kamen. Am College hatten wir Schüler, deren Familien auf beiden Seiten den Krieg direkt zu spüren bekamen bzw. daran beteiligt waren. Natürlich führte dies zu Spannungen. Der Krieg war nicht weit weg, er war unter uns. Gleichzeitig war ein Dialog am College, wenn auch schwierig, zumindest noch möglich. Das war ein Moment, in dem das College wirklich das Prinzip der Menschlichkeit lebte und Menschen als Individuen ernst und wahrgenommen wurden – unabhängig von Herkunft oder Religion.”
„Ich erinnere mich an viele Momente, gerade am Anfang der Collegezeit, wo das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen zu Verwirrungen, Reibungen, aber auch Humor führte. So war z.B. die erste Tat meines amerikanischen Zimmermitbewohners, ein Lenin-Plakat aufzuhängen. Er war kein Leninist, aber er war im Sommer zuvor in Moskau gewesen; das Plakat erinnerte ihn an die aufregende Zeit dort. Als mein anderer Mitbewohner das Zimmer betrat, wurde er kreidebleich. Seine Eltern waren 1968 vor den sowjetischen Panzern aus Prag geflohen… Es folgten hektische Verhandlungen und Diskussionen darüber, was ein Leninbild für meine beiden Zimmernachbarn jeweils bedeutete. Der Kompromiss war einfach: Lenin hing den Rest des Jahres auf dem Kopf! Und nebenbei hatten wir alle gelernt, was es bedeutet, dass Menschen die Welt unterschiedlich wahrnehmen und deuten. Ein echter UWC-Moment.”