Re-apaga: Wie ein Alumnus aus Leipzig Armeniens Müllproblem bekämpft

Als Cedric Solms die Schönheit Armeniens das erste Mal erblickte, glaubte er, durch ein Kaleidoskop zu schauen – schneebedeckte Berge, die von Wäldern umschlossen werden und tiefblaue Seen in Mitten weitläufiger Täler. Alles in allem zeigte sich ihm das Land als ein Wunderwerk der Natur – auf den zweiten Blick. Denn der erste wurde von Müllbergen versperrt, die sich überall auftürmten.

Der junge Leipziger war 2015 ans UWC Dilijan nach Armenien gekommen. Gemeinsam mit seinem Freund Mikhail Zamskoy, einem russischen UWC-Stipendiaten, begann er, nach Wegen zu suchen, dem Müll-Chaos auf den Grund zu gehen und die Welt, getreu dem UWC-Leibild, zum Besseren zu verändern.

Die beiden Freunde brauchten nicht lange, um zu erkennen, dass sie einer schier unüberwindbaren Aufgabe gegenüberstanden. Nach ersten Recherchen zeigte sich, dass das Land über kein vorhandenes Müllentsorgungssystem verfügte und deswegen ein Großteil des Abfalls verbrannt wurde – sogar Elektroschrott, mit unweigerlichen Schäden für die Umwelt. Unbestreitbar gab es hier Handlungsbedarf, um zu verhindern, dass weiterhin tausende Tonnen Abfall in der wunderschönen Landschaft Armeniens zu massiven Umweltschäden führen.

So wurde das Fundament der Stiftung Re-apaga gelegt, welche die beiden, damals Sechzehnjährigen, ins Leben riefen. Ziel ist es, über 500 Tonnen Plastik, Aluminium und Elektroschrott jährlich zu recyclen und Armenien in einen Vorreiter in Fragen der Nachhaltigkeit zu verwandeln. Unterstützt durch die gemeinsame Schule, das UWC Dilijan, konnten Cedric und Mihail bereits zahlreiche Unterstützer gewinnen – darunter unter anderem den deutschen Botschafter in Armenien, der das Kuratorium der Stiftung ergänzt.

Mit vereinten Kräften und einer Vision, die die Freunde zum Weitermachen anspornte, wuchs Re-apaga um Helfer aus der ganzen Welt, wie internationale Organisationen, lokale NGOs, Unternehmen und Privatpersonen bis hin zur Regierung Armeniens.

Mit jedem gespendeten Euro werden 4 kg Müll recycelt, was zur Folge hat, dass schon heute der Abfall von über 30.000 Menschen verwertet wird. Mithilfe eines eigens konzipierten und implementierten, belohnungsbasierten Sammelsystems gelang es den Weltverbesserern vom UWC Dilijan, lokale Unternehmen, verschiedene Organisationen und die lokale Regierung zur Sammlung von Müll zu bewegen.

Aber Cedric und Mihail sind noch lange nicht am Ziel ihrer Reise angekommen. Für das Jahr 2018 haben sich die Freunde vorgenommen, durch Bewusstseinskampagnen die Aufklärung zum Thema Müllverwertung und Umweltschutz voranzutreiben und insgesamt über 75.000 Menschen mit ihrer Vision zu erreichen. In der Vergangenheit schon gelang es durch die Ausrichtung von Workshops, Vorlesungen, Flashmobs und weiteren aufregenden Veranstaltungen, das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen.

Den beiden schwebt Großes vor. Wenn die Erfolgsgeschichte von Re-apaga fortgesetzt wird, dann können perspektivisch weit mehr als die jährlich anfallenden 562 Tonnen Müll recycelt werden. Durch die Errichtung von zwei Verwertungsanlagen in den Regionen Tavush und Lori wurden bereits 12 permanente Arbeitsplätze geschaffen und weitere 16 sind für das Jahr 2018 geplant. Das aktuelle Vorhaben der Gründer ist der Bau der ersten Elektroschrott-, Plastikflaschen-, Aluminiumrecycling- und –demontage-Anlage in Armenien und dem gesamten Kaukasus.

Große Unterstützung erfuhren Cedric und Mikhail durch ihre Schule, das UWC Dilijan, das aktiv die Verwirklichung von Re-apaga vorantrieb. Aber auch über die Grenzen von Armenien hinaus wird der große Fortschritt anerkannt, den die beiden jungen Unternehmer in so kurzer Zeit gemacht haben. So ist Cedric zum Beispiel Teil des CircularFuture Leadership Programms von Ashoka. Das Interview mit ihm dazu kann hier gefunden werden.

Sicher ist schon jetzt, dass Cedric und Mikhail noch viel erreichen werden, getragen durch den Leitgedanken des UWC-Gründers und Reformpädagogen Kurt Hahn: in die Welt hinauszuziehen und einen Beitrag zu leisten, diese zum Besseren zu verändern.

Weitere Informationen unter: www.re-apaga.am