„UWC hat mich nie wieder losgelassen.“
Ende Mai 2000 ging das erste Kapitel meiner UWC-Geschichte zu Ende: Meine zwei Jahre am „MUWCI“ (UWC Mahindra College, Indien) waren eine „transformational education experience“ im besten Sinn gewesen.
In den 15 Jahren nach dem tränenreichen Abschied in Indien hat mich UWC nie wirklich losgelassen. Während des Bachelorstudiums der Künstlichen Intelligenz in Edinburgh habe ich mit meinem Housemate vom MUWCI zusammen gewohnt, in der studentischen Umweltgruppe „People & Planet“ lernte ich viele UWC-Graduates kennen. Und als ich für meine Masterarbeit in Computerlinguistik (Uni Saarbrücken) bei Microsoft Research in Indien an Eingabehilfen für indische Schriftsysteme arbeitete, machte es sich glatt noch einmal bezahlt, dass ich Hindi als IB Fach hatte.
Nach dem Ende des Masters kam dann erst einmal die Sinneskrise. Ich hatte sechs Jahre lang gelernt, Maschinen zum Sprechen und Zuhören zu bringen – nur um mir dann einzugestehen, dass mir unterwegs der Glaube an den Sinn dieser Tätigkeit abhandengekommen war. Viel lieber wollte ich im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit arbeiten, wusste aber nicht so recht, wie ich diesen Kurswechsel bewerkstelligen sollte. Die Antwort kam in Form einer E-Mail aus der Mountbatten UWC-Alumni Liste. Deren erster Satz lautete „Want a New Career in the Environment Sector?” Es ging um eine Stelle am Centre for Alternative Technology (CAT) in Nordwales. So rettete mich das UWC-Alumni Netzwerk vor einem Leben mit sprechenden Robotern und führte mich hin zu einer Zukunft mit Windturbinen, Solarzellen und Kompostklos. Über die nächsten sechs Jahre wurde ich Dozent und Berater für erneuerbare Energien am CAT und entdeckte meine Leidenschaft dafür, Menschen für Nachhaltigkeit zu begeistern. In mancher Hinsicht entfernte ich mich in dieser Zeit ein Stück weit von UWC und von meinen Freunden aus Indien – ich fand es immer schwerer, mich mit dem globalisierten, oft vielfliegenden „UWC lifestyle“ zu identifizieren.
Dennoch: Als sich die Möglichkeit bot, am neuen UWC Robert Bosch College in Freiburg als Lehrer und Nachhaltigkeitsbeauftragter aktiv zu werden, war mir klar: Das ist eine einmalige Chance, ein neues UWC von Anfang an mitzugestalten, meine Leidenschaft für Nachhaltigkeit an junge Menschen weiterzugeben – und vielleicht auf die eine oder andere Weise zur „transformative education experience“ unserer Schüler beizutragen. In den letzten 15 Jahren hat UWC mein Leben ganz wesentlich geprägt. Und am Ende meines ersten Jahres als UWC-Lehrer habe ich das Gefühl, dass sich das auch in den nächsten 15 Jahren nicht ändern wird.