In unserer Familie waren beide Jugendlichen an einem UWC. Jeder an einem anderen College. Die Erfahrungen waren für beide herausfordernd und ließen sie nicht nur akademisch sondern auch als Persönlichkeiten sehr gut entwickeln und wachsen.
Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das sagt, um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf. Die UWC Colleges sind solche Dörfer für unsere Jugendlichen gewesen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Wichtig für die Jugendlichen war eine Unterstützung, um auch einmal wieder ihre Muttersprache und Ihre heimatliche Kultur zu erfahren.
Kleine Dinge, wie die gewohnte Chipstüte oder ein kleines Kissen mit Heimatgeruch können über schwierige Momente oder kurzes Heimweh hinweghelfen.
Die Vorbereitungstreffen sind sehr wichtig, da dort wirklicher Erfahrungsaustausch über die Colleges stattfinden kann und die Jugendlichen mit anderen, die ähnliche Probleme haben, zusammentreffen. Als neue Eltern würde ich diese Treffen auf jeden Fall ermöglichen.
Wenn Ihr Kind am College angekommen ist, sollte es Ihnen die Kontaktdaten der Hauseltern und der akademischen Tutoren und Lehrer übermitteln.
Natürlich sind die Jugendlichen sehr selbständig, aber das IB ist anspruchsvoll und Sie kennen Ihr Kind am besten. Eine kurze Vorstellung der Eltern per E-Mail erleichtert die Kontaktaufnahme, falls es tatsächlich später einmal nötig sein sollte. Das Eis ist dann schon gebrochen, um einen guten Kontakt zu etablieren. In den 2 Jahren wird sehr viel passieren.
Die Deutsche Stiftung UWC / NC Germany ist absolute Spitze und kümmert sich exzellent, doch Sie kennen Ihr Kind am besten. Es kommt selbst bei dem großen Esprit und Enthusiasmus doch meist kurz vor Ende des ersten Semesters, spätestens am Anfang des zweiten Semesters zu einer Ernüchterung und zum Realitätscheck. Bleiben Sie mit Ihrem Kind in Kontakt, damit es Ihnen weiterhin die tollen Dinge aber auch mögliche Enttäuschungen vertrauensvoll erzählen kann.
Die Schüler kommen aus allen soziographischen Schichten, finanziell förderungswürdig und mittelständisch, da in der Familie oft homogene Freundeskreise vorherrschen, kann das sehr anstrengend werden oder auch zu extremeren politischen Positionen ihres Kindes führen. Wichtig ist hier einfach ein unvoreingenommenes offenes Ohr. Alle sind Menschen, die sich Mühe geben, deshalb sind sie auf diesen Schulen; sie kommen aus verschiedensten Kulturen und das verlangt viel Offenheit aber auch Fingerspitzengefühl, das sich die Schüler oft erarbeiten müssen.
Falls es Probleme gibt, versuchen Sie ihrem Kind beiseitezustehen, diese selbstständig zu lösen. Falls das nicht geht, zögern Sie nicht um Hilfe für Ihr Kind zu bitten. Meist sind die Colleges weit weg und die dortigen Lehrer und Hauseltern haben ‘viele Kinder’, so dass es manchmal etwas Zeit braucht, um einen Termin zu bekommen.
Die meisten Colleges sind online und es ist kein Problem eine Videokonferenz zu vereinbaren, tun Sie es. Die Lehrer und die Administration sind gewohnt mit Menschen zu sprechen, deren Muttersprache nicht Englisch ist. Scheuen Sie deshalb nicht vor einer Kontaktaufnahme zurück, wenn Ihre Englischkenntnisse nicht fließend sind. Oder lassen Sie einfach Ihr Kind übersetzen in der Konferenz, das organisieren sie bestimmt gern, wenn es nicht zu oft vorkommt.
Trauen Sie sich auf die Website vom IB (https://ibo.org/) zu gehen, um mehr über das IB und die sozialen Dienste zu erfahren. Auch wenn Sie selbst kein IB schreiben, kann man dann einfach qualifizierter zuhören und versteht mögliche Probleme der Schüler besser. Das IB ist nicht nur eine akademische Ausbildung, auch andere Komponenten sind notwendig, um das IB zu bestehen. Gerne können Sie auch beim Elterntreffen diesbezüglich Fragen stellen.
Merken Sie sich auf jeden Fall die Fächerkombination Ihres Kindes: 3 Higher Level Courses, 3 Other Courses, TOK und das Thema des „Extended Essay“ (EE). Ihre Kinder werden Expertenwissen erwerben, wir als Erwachsene müssen nicht alles wissen, aber es macht eventuell Spaß, Fragen zu stellen und selbst durch die Erklärungen ihres Kindes dazuzulernen.
Falls es mit den Zimmernachbarn nicht funktioniert, sollte ihr Kind versuchen, das Problem innerhalb der ersten 3 Monate zu lösen.
Gut zu wissen ist, dass fast alle Colleges Psychologen und Krankenstationen haben, d.h. qualifiziertes Personal, neben den akademisch sehr gut ausgebildeten Lehrern. Sie sind da, um zu helfen, manchmal haben die Studenten als junge Erwachsene eine eigene Dynamik und wissen alles selbst am besten. Eine abgerundete Persönlichkeit nutzt alle Ressourcen und scheut nicht Hilfe zu holen. Ermuntern Sie Ihre Kinder dazu auf jeden Fall zu mindestens einer erwachsenen Person auf dem Campus ein gutes Verhältnis/ Vertrauen aufzubauen. Das hilft, wenn eine Situation schwierig wird. Dann hat man jemanden ‘Außenstehenden’, außerhalb der eigenen Jugendlichen-Clique.
SABINE DROSTE,
DALYA 2016-2018, UWC ATLANTIC & DARIUS 2019-2021, UWC DILIJAN