Überwindung ethnischer Gräben: Das UWC Mostar
Im Jahr 2006 wurde in Mostar ein UWC gegründet, das konkret den Themen der Konfliktbewältigung und -vermeidung und dem (Wieder)-Aufbau einer multi-ethnischen Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina (BiH) gewidmet war und ist. Mit seinem Sitz im wieder aufgebauten Gymnasium in Mostar liegt das UWC mitten in der geteilten Stadt.
Die Mission des Colleges ist es, eine neue Generation junger Menschen in BiH mit dem Wissen, den Fähigkeiten, den Werten und den Führungsqualitäten auszustatten, die erforderlich sind, um ethnische Gräben zu überwinden und das Land in eine positive Zukunft zu führen. Von den knapp 200 Schüler*innen des Colleges stammt etwa ein Viertel aus BiH, wobei alle dortigen Ethnien vertreten sind. Der andere Teil der Schüler*innenschaft setzt sich aus einer bunten Mischung der verschiedensten Nationalitäten zusammen.
Darüber hinaus fungiert das UWC Mostar aber auch als Bildungszentrum für Lehrer*innen aus BiH und bietet Fortbildungen für Lehrer*innen aus dem ganzen Land an.
Das Bildungssystem in Bosnien und Herzegowina
ist eins der fragmentiertesten der Welt. Alle Verantwortung liegt bei den örtlichen Behörden und pädagogische Institute in jedem Bezirk in BiH sind verantwortlich für die Fortbildung der Lehrer*innen. Weil nur zwei der zehn Bezirke ethnisch gemischt sind, finden diese Fortbildungen getrennt statt. Die „Zersplitterung“ kommt auch von dem sogenannten “zwei Schulen unter einem Dach”-System, in dem Schüler*innen aus den drei verschiedenen ethnischen Gruppen auf Basis verschiedener nationaler Lehrpläne unterrichtet werden. Auch die Lehrer*innen selbst sind in diesem System ausgebildet worden. Daher gibt es keine standardisierten Bildungsmethoden oder professionellen Austausch – und gemeinsame Fortbildungsmöglichkeiten sind selten.
„Lehrer*innen für die Zukunft” – ein Programm zur beruflichen Weiterentwicklung von Lehrer*innen an weiterführenden Schulen in Bosnien und Herzegowina
Mit dem Projekt hat das UWC Mostar im Schuljahr 2021/22 ein Weiterbildungsprogramm für Lehrer*innen aus BiH ins Leben gerufen und durchgeführt. Das Projekt richtete sich an Lehrer*innen von weiterführenden Schulen im Sekundarbereich, insbesondere aus den Fächern Sprachen, Mathematik und Kunst. Mit ihm wollte die Schule der dringenden Notwendigkeit begegnet werden, in die Lehrer*innenausbildung im Land zu investieren, um die Lernergebnisse von Schüler*innen zu verbessern.
Das Projekt konnte durch eine Förderung der W. P. Schmitz Stiftung ermöglicht werden und bot eine seltene Gelegenheit für Lehrer*innen aus drei verschiedenen ethnischen Gruppen, sich zu vernetzen, über ihr Berufsleben auszutauschen und neue Ideen für eine Bildungsreform im Land zu sammeln.
Über 30 Teilnehmer*innen von 16 öffentlichen Schulen aus verschiedenen Regionen und Provinzen und städtischen sowie ländlichen Gebieten haben an dem hybriden (Online- und Präsenz-) Schulungsprogramm und darin enthaltenen Modulen wie „Intercultural Practices in Bosnia and Herzegovina: Academics and Co-Curricular Programme – Lessons learned by UWC Mostar“ oder „Contemporary Trends in Teaching Mathematics“ teilgenommen. Sie lernten, neue pädagogische Ansätze und gemeinsam pädagogische Materialien für ihr Fach zu entwickeln. Während des gesamten Schuljahres konnten sie die neuen Lehr- und Lernpraktiken testen und die Lernergebnisse für ihre Schüler*innen bewerten. Mit den betreffenden Schulen wurden zuvor Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet, um sicherzustellen, dass die ausgewählten Lehrer*innen ausreichend Unterstützung haben, um die gelernten Praktiken anzuwenden und zu implementieren. Die während des Projekts entwickelten Lehr- und Lernressourcen werden auf der Website des UWC Mostar offen zugänglich sein, so dass weitere Lehrkräfte diese nutzen können.
Die Rückmeldungen der teilnehmenden Lehrer*innen und ihrer Schulen sowie zahlreiche Anfragen, ein solches Projekt auch für weitere Fächer anzubieten, spornen das UWC Mostar an, das Projekt in der Zukunft zu wiederholen und auszuweiten.
„Es ist das erste Mal nach dem Krieg, dass ich einen solchen Workshop besuche. Er gibt mir die Gelegenheit, mich mit meinen Kolleg*innen auszutauschen, andere Erfahrungen und Meinungen zu hören und etwas Neues zu lernen.“ [Teilnehmerin]
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