So schnell verging das erste Semester nun. Doch in bereits diesen ersten knapp vier Monaten machte ich Erfahrungen, Erlebnisse und Freundschaften, die ich mir in dieser Form nicht hätte vorstellen können …
Am 6. August 2022 ging mein Flug. Nicht nur war ich extrem aufgeregt, auch wusste ich nicht wirklich, was in den folgenden Wochen wohl auf mich zukommen würde. Am Kilimandscharo Airport angekommen, wurde ich jedoch direkt herzlich von unserem Chemielehrer empfangen. Zunächst viel es mir schwer plötzlich auf Englisch zu sprechen, und mit dem wenigen Swahili, das ich zuvor lernte, ein wenig zu kommunizieren. Mehr als „Mambo“ (Begrüßung) oder „Asante“ (Danke) konnte ich nicht sagen, doch galt der herzliche Empfang der lokalen Menschen auch jenen, die mit der neuen Sprache, wie ich, zunächst etwas überfordert waren.
Am Campus angekommen und mit staunendem Blick von Meru’s Schönheit abgelenkt, lernte ich die ersten anderen „First Years“ kennen. Ich kam auf den Arusha Campus nahe der gleichnamigen Stadt, welcher am Fuße des Mt. Meru, dem zweitgrößten Berg von Tansania liegt. Während der Orientation Week hatten wir dann die Möglichkeit, uns alle näher kennen zu lernen. Wir lernten die Lehrer*innen, die Umgebung aber auch das IB noch einmal genauer kennen, was besonders bei der anstehenden Fächerwahl hilfreich war und mir persönlich half, eine Entscheidung zu treffen. Meinen Raum in einer der drei Bomas (residences) namens Acacia sollte ich mir fortan mit meinen roommates, und jetzt auch guten Freunden, aus dem Irak, Tansania und Israel teilen. Anders als ich erwartete, gestaltete sich das Zusammenleben mit anderen in einem Raum als überraschend unkompliziert und der respekt- und rücksichtvolle Umgang besteht bis heute. Auch die Interaktionen mit den Lehrer*innen sind viel weniger distanziert, als ich es gewohnt war. Gemeinsam mit meinem Geographielehrer zu frühstücken und über die Welt und ihre Ereignisse zu sprechen, ist für mich daher nun fester Bestandteil meiner Sonntage. Nicht anders ist es mit meinen Mitschüler*innen – tägliche Konversationen über andere Kulturen, Gegebenheiten und Sprachen haben meinen Horizont schon jetzt erweitert und mir die Möglichkeit gegeben, über gewisse Themen anders zu denken.
Regeln und Themen wie mentale Gesundheit wurden schon während der Orientation Week ausführlich behandelt und der Umgang mit diesen offen diskutiert und besprochen. Persönlich sind die bisherigen Anforderungen in einem machbaren Rahmen und bei angemessenem Zeitmanagement ließ sich Stress meistens vermeiden. Auch bietet einem die Nähe des Campus zur Natur verschiedenste Möglichkeiten durchzuatmen und sich neu zu ordnen. Das Zwitschern der vielen bunten Tropenvögel, die beinahe stets scheinende Sonne und das viele Grün auf dem Campus bieten die Basis für eine entspannte und angenehme Lernatmosphäre.
Auch das CAS-Programm wurde bereits in der ersten Woche vorgestellt. So stehen nach der Schule ein großes Angebot an Sportarten, kreativen und servicebasierten Aktivitäten zur Verfügung. Aufgrund meiner Liebe zum Theater entschied ich mich für mein erstes Semester, der schuleigenen „Mamma Mia“-Musicalproduktion beizutreten, welche wir am ersten Dezemberwochenende aufführten und welche mir durchgehend Freude und Spaß bereitete. Zudem nahm ich für das erste Quarter am MUN-Club teil, welcher uns auf die Konferenz, die Ende September folgte, vorbereitete. Neben Volleyball und einem Mentorship-Training hatte ich im zweiten Quarter außerdem die Möglichkeit, dem Leadership Team für die Organisation der AISA GISS Konferenz im Januar beizutreten, welche unsere Schule in diesem Jahr hosten wird. Viele weitere Aktivitäten stehen zur Verfügung und besonders die Möglichkeit neue Dinge auszuprobieren, möchte ich zukünftig noch intensiver nutzen.
Der Schulalltag und das IB, welches anfangs noch immer etwas kompliziert war, sind nun zur Gewohnheit geworden und die meisten meiner Fragen wurden im Laufe des ersten Semesters geklärt. Mit meiner Fächerwahl bin ich äußerst zufrieden, wobei ich besonders Geographie hervorheben möchte, das zweifellos eines meiner Lieblingsfächer wurde, oder Französisch, was ich auch in meiner Freizeit nun jederzeit mit meinem kongolesischen Freund trainieren und verbessern kann. Generell ist die Tatsache, dass ich größtenteils Fächern und Themen nachgehen kann, welche mir etwas bedeuten und welche mich interessieren, definitiv eine Erleichterung beim täglichen Lernen.
Ein besonderes Highlight meiner Zeit hier waren jedoch die sogenannten Outdoor Pursuits- Trips, welche regelmäßig von der Schule organisiert werden. So bestiegen wir im September die Pare-Berge, nahe des Kilimandscharo, wo ich erstmalig wilde Affen, Zebras und zumindest die Spuren von Elefanten antraf. Der Ausblick auf dem Gipfel war unglaublich und ein Moment, an welchen ich mich noch lange erinnern werde. Für einen Naturliebhaber wie mich stellen die Wanderungen durch die Trockenlandschaften und Wälder Nordtansanias daher auf jeden Fall einen Höhepunkt meiner bisherigen Zeit hier dar und ich freue mich schon auf die anstehenden Wanderungen und Möglichkeiten, die Natur dieses wunderschönen Landes noch näher kennenzulernen.
UWC ist anders als erwartet – für mich bisher jedoch in einem positiven und täglich überraschenden Sinne. So vielen Ländern dieser Welt kann ich nun ein Gesicht, eine Persönlichkeit und in den meisten Fällen auch eine denkwürdige Konversation zuordnen. Und auch wenn nicht alles positiv und perfekt ist, so überwiegen dennoch die schönen Momente mit den vielen so verschiedenen und erstaunlichen Menschen auf diesem Campus.
So schnell verging das erste Semester nun. Doch in bereits diesen ersten knapp vier Monaten machte ich Erfahrungen, Erlebnisse und Freundschaften, die ich mir in dieser Form nicht hätte vorstellen können und auf die ich mich zukünftig weiterhin freuen werde.