Oscar Schuller – UWC Robert Bosch College 2019-21

Oscar war 2019-21 auf dem Robert Bosch College in Freiburg. Hier reflektiert er über seine UWC-Erfahrung und wie seine Schulzeit durch die Coronapandemie geprägt wurde.

Obwohl es mir an meiner alten Schule in Frankfurt sehr gut ging, war es bis jetzt die beste Entscheidung in meinem Leben, nach Freiburg zu ziehen. Das konnte auch Corona nicht ändern. Ich bin ein Mensch, der sehr stark in der Gegenwart lebt, weshalb meine Erwartungen an das Robert Bosch College (RBC) vor dem Beginn keine starke Gestalt angenommen hatten.

Meine Erwartungen an die Menschen, die man dort kennenlernt, wurden deutlich übertroffen.

Die Wahrheit entspricht in diesem Fall dem Klischee: Ich habe dank meiner Zeit am UWC überall auf der Welt jemanden, den ich meinen Freund nenne. Außerdem sind die Angebote zur Weiterbildung außerhalb des Schulkurrikulums allgegenwärtig, sodass es ganz natürlich passierte, dass sich meine Kenntnisse zur Lage der Welt deutlich verbesserten. Meine Überzeugungen veränderten sich und ich entwickelte auch neue zu Themen, mit denen ich mich davor nicht beschäftigt hatte. Ich bleibe hier absichtlich ungenau, weil das auf so vieles zu trifft. Ein Beispiel wären die Hintergründe des Palästina-Konflikts und wie die Menschen dort ihn wahrnehmen.

 

Wenn ich jetzt nachdenke, dann ist das Einzige, was nicht mit meinen Erwartungen übereinstimmte, die (mangelnde) Aktionsfreudigkeit der Schüler*innen. Was ich damit meine, ist, dass wir Zugang zu einem einzigartigen Kollektiv an Menschen haben und ihn meiner Meinung nach ziemlich eigennützig einsetzen. Und weil das auf mich genauso sehr zutrifft, wie auf den Rest der Schüler*innen, werde ich mich selbst als Beispiel nutzen. Ich bin an Menschen und ihren Geschichten interessierte. Ich habe mich selbst stark weiterentwickelt und sehr viel lernen und meine eigene Wissbegierigkeit stillen können. Mir ist aber bewusst, dass ich noch nichts geschafft oder gemacht habe. Wenn ich etwas bereue, dann, dass ich mein angeeignetes Wissen und den Zugang, den ich dort genoss, nicht nutzte, um zum Beispiel ein länger anhaltendes Projekt zu starten.

Meine beiden Jahre am RBC standen unter dem Zeichen der Coronapandemie. Das RBC hat die Zeit, in der Lehrer*innen uns nicht persönlich unterrichten durften, gut überstanden. Natürlich war es kein Vergleich zu der Zeit davor und ich habe dadurch auch eine „chronische Angst“ vor Microsoft Teams entwickelt, aber ich denke, dass es uns deutlich besser ging als vielen anderen Schüler*innen in Deutschland. Das liegt hauptsächlich daran, dass unsere Lehrer*innen den Ausfall vom Präsenzunterricht nicht nutzten, um keinen Unterricht mehr zu machen, sondern genauso munter weiter unterrichteten wie zuvor. Vielleicht hätten Lehrer*innen sich noch besser absprechen können, wie sie den Unterricht gestalten, damit man eine stärkere Konstanz zwischen der Unterrichtsform innerhalb der Fächer hat. Ich denke aber nicht, dass Corona, das heißt weniger Unterricht und kürzere Examen, auf das IB einen großen Einfluss hatte. Das liegt daran, dass das IBDP Curriculum den Unterricht nicht zwangsläufig braucht, sondern man sich den Stoff auch gut selbst beibringen kann.

Auch die soziale Isolation während der Pandemie hat sich für das RBC in Grenzen gehalten, weil wir durchgehend Kontakt zu einer Vielzahl an Freund*innen genossen. Außerdem hat RBC es mir möglich gemacht, in allen Ferien zurück nach Frankfurt zu gehen, um Heimweh gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ich bin ohnehin ein optimistischer Mensch und so war Corona nicht besonders schlimm für mich. Was mich jedoch echt gestört hat, ist, dass ich meine Fußballsaison weder im ersten noch im zweiten Jahr fertig spielen konnte, aber damit musste ja jeder in Deutschland klarkommen.

Ich habe unglaubliche Erfahrungen gemacht und tolle Menschen kennengelernt. Das RBC hat einen großen Teil zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen, so sehr sogar, dass ich denke, dass es meine Persönlichkeit auf ein stärkeres Fundament gestellt hat.