Lea Alejandra Tinz – UWC Dilijan College 2020-22

Lea war zwei Jahre auf dem UWC Dilijan in Armenien. Hier berichtet sie von ihren Herausforderungen und Erfahrungen am College. Danke Lea, für deinen Bericht.

                                                           

 

Als ich vor zwei Jahren in der E-mail mit der Zusage erfuhr, dass ich angenommen war und nach Armenien gehen werde, strahlte ich vor Freude. Auch wenn Dilijan zunächst nicht auf meiner Favoriten-Liste stand, fand ich während der Bewerbungsphase Armenien immer schon spannend. Und umso mehr hatte ich mich gefreut, ein neues Abenteuer zu beginnen in einem Land, das eine ganz andere Kultur hat als Deutschland.

Zu Beginnzeiten der Pandemie und während der Proteste in Belarus über Minsk das erste Mal alleine zu fliegen, war jedoch nicht leicht. Am UWC angekommen, gerieten all die Anstrengungen der vergangenen Monate dennoch schnell in Vergessenheit. Hier wurden wir herzlich von unseren Second-Years in den Quarantäne-Bubbles begrüßt und schnell freundete ich mich mit meinen Roommates aus Russland und der Ukraine an. Diese Freundschaft führte auch dazu, dass ich mich dazu entschloss, Russian Ab Initio als Fach eine Chance zu geben, welches sich zu einem meiner Lieblingsfächer entwickelte. Der erste Term nach der Quarantäne begann dann natürlich auch sehr schnell und bald lernte ich meine Zimmernachbarinnen aus Schweden, Australien/Deutschland und Kolumbien kennen. Nach verschiedensten Begrüßungsveranstaltungen, der Introduction Week und Explore-Armenia-Programmen begann dann auch schon die Schule. Leider klappte meine erwünschte Fächerwahl nicht ganz. Trotzdem war ich sehr glücklich darüber, Englisch A Language and Literature, Global Politics und Russian Ab Initio zu lernen. Zu Beginn war die Umstellung vom bayerischen Gymnasium auf das IB sehr herausfordernd. Mir fehlte ein wenig die Struktur, die ich gewohnt war. Dennoch habe ich im Laufe der Zeit das IB aufgrund der Intensität der Fächer und der akademischen Freiheit in Essays zum Beispiel sehr schätzen gelernt.

Eine Herausforderung des ersten Terms war aber natürlich auch der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan. Gerade erst angekommen zu sein und dann neben des intensiven UWC-Alltags nicht zu wissen, ob man bald vielleicht evakuiert werden würde, hatte es vielen etwas schwer gemacht, richtig „anzukommen“. Trotz des Krieges aber habe ich in dieser Zeit besonders gemerkt, wie wichtig für mich meine Freund*innen waren. Zu wissen, dass man nur ein paar Zimmer weiter gehen muss, um gemeinsam Tee zu trinken und über alles Mögliche zu reden, war ein sehr schönes Gefühl. Der Zusammenhalt, der sich in den 2 Jahren entwickelt hat, ist etwas, das sich in seiner Intensität kaum beschreiben lässt. Alles was man gemeinsam durchmacht – die höchsten Momente seiner UWC Zeit, aber auch die tiefsten – schweißt unglaublich zusammen. Der Zusammenhalt, die Gemeinschaft und die Freund*innen, mit denen man sich umgibt, haben meine UWC Zeit geprägt.

Dass UWC das ist, was man daraus macht, ist etwas, das ich auf jeden Fall an zukünftige UWC Schüler*innen weitergeben würde. Wie toll es sein kann, gemeinsam mit anderen die Initiative zu ergreifen und Projekte zu organisieren, haben wir noch mal deutlich gesehen, als Mitschüler*innen aus den Niederlanden, Israel, der Ukraine, Polen, Deutschland und ich die Holocaust Memorial Week geplant und durchgeführt haben. Ich vermisse schon jetzt die Begeisterung von meinen Mitschüler*innen bei Projekten, die einen selbst mitreist. Das Gefühl, dass man gemeinsam etwas verändern kann, hat mir gezeigt, dass Weltverbesser*in sein nichts Unmögliches ist.

Über die 2 Jahre gäbe es so viel zu erzählen, was es schwierig macht, sowohl alle schönen als auch alle verbesserungswürdigen Erfahrungen auszuführen. Ich bin mehr als dankbar dafür, am UWC und in Armenien meine letzten 2 Schuljahre verbringen zu dürfen. Nach Armenien zu gehen war definitiv eine wertvolle Erfahrung, ohne die mein Leben heute vermutlich anders verlaufen sein würde. Die Perspektiven, die ich von Mitschüler*innen mitgenommen habe, begleiten mich seit UWC und ich bin mir sicher, dass sie das auch in Zukunft tun werden. UWC hat mein Leben verändert und mich noch stärker dazu bewegt, dass ich in Zukunft durch meine Arbeit und Engagement etwas in der Welt bewegen möchte. Für diese Möglichkeit möchte ich mich herzlich bedanken bei allen Menschen, die mir diese 2 besten Jahre meines
Lebens ermöglicht haben.

շնորհակալություն !
(shnorhakalutyun = danke auf Armenisch)