Mostar steht für mich für all diese versteckten Geschichten und Orte, die es überall um uns herum gibt, doch denen wir nie genug Beachtung schenken. Ob es eins der unzähligen Graffitis an den Wänden der Ruinen ist, ein kleiner verborgener Friedhof in den Hügeln um die Stadt herum oder die Lebensgeschichte eines Roma-Mädchens, die sie mir erzählt, während ich an der Bushaltestelle auf einen Second Year warte.
Mostar hat mir beigebracht, genau hinzusehen und zuzuhören, anstatt ständig nur selbst zu reden. Mit Freunden zusammen in den Hügeln wandern zu gehen, oder die Geschichte eines verfallenen Gebäudes zu erkunden ist, was mich wirklich an diesem Ort verzaubert. Und das hätte ich so vorher nicht erwartet. Denn letztendlich wird es ein ganz anderes Mostar sein, das sich jedem*r Einzelnen präsentiert und nie das, was man auf den Bildern bei Google oder der Website findet. Es sind diese kleinen abenteuerlichen Ausflüge, die ewig langen Anekdoten meines GloPo Lehrers, die kleinen Sticky Notes mit aufmunternden Nachrichten auf meinem Schreibtisch, die mir nach manch einem stressigen Schultag ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben, das Sich-eine-Gabel-Teilen, weil es in Musala mal wieder nicht genug gibt, die Nachmittage am Fluss mit Wasserschlachten und schlechtem Balkan Rap, das Müllaufsammeln hinter der alten Bibliothek in meiner Freistunde am Donnerstag und es ist das Lachen der Marktfrau, wenn ich mit meinem gebrochenem Bosnisch zu erklären versuche, warum ich keine Plastiktüte brauche (und kläglich scheitere). Ich liebe dieses Mostar, mein Mostar, und ich bin mir sicher das jede*r es lieben lernen kann, egal welche Geschichten man entdeckt, mit welchen Menschen man seine Abende verbringt und in welche kleinen Seitenstraßen man einen Blick wirft, nur um herauszufinden, wie viel man bisher damit verpasst hat, daran vorbei zu gehen.